Die Vielfalt bei den treibgasfreien Pulverinhalatoren ist enorm, und es kommen ständig innovative Neuentwicklungen hinzu: nicht nachfüllbare Mehrdoseninhalatoren mit Pulverreservoiren für bis zu 200 Anwendungen; nachfüllbare Mehrdosengeräte, die mehrere einzeln verschweißte Einheiten in Form von Blisterscheiben oder -bändern enthalten oder auch Einzeldosisgeräte, die für jede Inhalation mit einer neuen Pulverkapsel bestückt werden. Je nach Typ wird die pro Dosis erforderliche Pulvermenge entweder durch Abraspeln von einem Ring mittels eines Dosiermessers, durch Dosierschaufeln, durch Aufstechen von Kapseln oder Blistern mithilfe kleiner Stechvorrichtungen oder durch drehbare Dosierscheiben in eine Inhalationskammer befördert.
Pulverinhalatoren müssen in der Regel nicht geschüttelt werden, da keine Suspension des Wirkstoffs in einem Treibgas notwendig ist.
Die Anwendung der Pulverinhalatoren ähnelt in mancherlei Hinsicht der der Dosieraerosole, allerdings sollten entscheidende Unterschiede berücksichtigt werden, um eine optimale Inhalationstherapie zu gewährleisten.
- Bereitstellung einer definierten Wirkstoffmenge erfolgt auf unterschiedliche Weise, je nach Inhalationstyp:
- beim Turbohaler®: Vor- und zurückdrehen des Dosierknopfes
- beim Diskus®: Öffnen der Plastikabdeckung vor dem Mundstück durch Drehen um 180 Grad und Spannen des Geräts mithilfe des Spannhebels; dadurch wird das Blisterband weitertransportiert und ein Einzelblister vor dem Mundstück aufgestochen
- beim Spinhaler®, Aerolizer® und Handyhaler®: Einlegen einer Pulverkapsel in das Gerät und Aufstechen durch Knopfdruck
- beim Easyhaler®: Drücken auf das Pulverreservoir ähnlich wie bei einem Dosieraerosol
- beim Diskhaler®: Herausziehen des Mundstücks und Öffnung der Klappe; dadurch wird die Blisterscheibe weitertransportiert und ein Einzelblister mittels eines Dorns angestochen
- nach Bereitstellung der jeweiligen Pulvermenge muss das Gerät möglichst ruhig gehalten werden, um das lockere, inhalierbare Pulveragglomerat nicht zu zerstören
- senkrechte oder waagerechte Haltung je nach Inhalationstyp
- vollständig ausatmen (Vorsicht: nicht in das Gerät hinein!), dann das Mundstück mit beiden Lippen fest umschließen
- kräftig und möglichst tief durch das Gerät einatmen; ein Brennen im Rachenraum als Bestätigung des erfolgten Inhalationsvorgangs wie bei Dosieraerosolen fehlt bei Pulverinhalatoren; dafür kann häufig ein süßlicher Geschmack von Milchzucker als Wirkstoffträger wahrgenommen werden
- 5 - 10sec den Atem anhalten, den Inhalator vom Mund entfernen, dann mit normaler Geschwindigkeit durch die Nase ausatmen (Vorsicht: nicht in den Inhalator ausatmen!)
- Mundstück lediglich trocken abreiben; die Schutzkappe sofort wieder aufsetzen bzw. die Plastikabdeckung durch Drehen oder Zuklappen wieder verschließen
- je nach Inhalationsgerät wird die verbleibende Anzahl der Dosen angezeigt oder ein rotes Zeichen meldet geringe Restdosenanzahl.
Der große Vorteil aller Pulverinhalatoren im Vergleich zu den treibgasbetriebenen Dosieraerosolen ist der wesentlich leichter zu koordinierende Inhalationsvorgang, da das Pulver nicht durch Knopfdruck ausgelöst und gleichzeitig eingeatmet werden muss. Der Patient kann hier durch seinen Einatemvorgang das bereitgestellte Pulver in der Inhalationskammer selber aktivieren ("atemzugsinduzierte Inhalatoren"). Spacer werden hierbei nicht benötigt.
Als nachteilig erweist sich die oft hohe Feuchtigkeitsempfindlichkeit der Pulverinhalatoren, weshalb besonders Einweggeräte mit offenen Pulverreservoiren stets nur trocken gereinigt werden dürfen. Voraussetzung für das Funktionieren der Atemzugsinduktion ist ein ausreichend starker und kräftiger Einatemstrom, die Atemstromstärke beeinflusst die Wirkstoffabgabe. Bei multimorbiden, schwachen und stark lungenkranken Patienten oder Kleinkindern ist ein ausreichender Einatemstrom häufig nicht gewährleistet. Für diese Patientengruppen eignen sich daher treibgasfreie Pulverinhalatoren nicht.